DEUTSCHER TANZPREIS 2021

HEIDE-MARIE HÄRTEL erhält den DEUTSCHEN TANZPREIS 2021

Die Gründerin und Leiterin des Deutschen Tanzfilminstituts Bremen hat in die Welt des Tanzes starke Zeichen und bewegende Bilder gesetzt. Mit ihrem Lebenswerk verbindet sich eine weltweit herausragende Institution und der Impuls, Tanz im Medium des Films festzuhalten und zu neuem Leben zu erwecken. 
Mit ihren eigenen Dokumentationen und mit den zehntausenden Filmen und Videos, welche das Tanzfilminstitut bewahrt, hat Heide-Marie Härtel einen außergewöhnlichen Beitrag für das immaterielle Kulturerbe Tanz und die Entwicklung des zeitgenössischen Tanzes geleistet. Denn ohne die Dokumente künstlerischer Entwicklungen entbehrt der Tanz seiner Geschichte und seines politischen Kontext. Denn von diesem Boden kann und muss Tanz sich immer wieder abstoßen und in die Zukunft springen. 
Ausgebildet als klassische Tänzerin und im ersten Engagement Tänzerin bei Johan Kresniks Tanztheater ist das Leben von Heide-Marie Härtel von wechselnden Perspektiven und klaren Positionen geprägt. In der Ausbildung und in der Kompanie befragt sie künstlerische Entwicklungen, politische Haltungen und die Rahmenbedingungen des Theaters. Als sie die Kamera in die Hand nimmt, von der Tanzenden zur Beobachtenden wird, verbinden sich die Perspektiven der Künstlerin und des politischen Menschen. Es gilt, nicht allein die flüchtige Kunst, sondern die politische Bewegung des Tanztheaters sichtbar zu machen. Tanzfilm als Politik für den Tanz – das verbindet sich mit der engagierten Tanznetzwerkerin in Bremen und bundesweit. 
Mit ihrem Wirken hat Heide-Marie Härtel einen enormen Schatz aus Geschichte und Gegenwart des Tanzes geschaffen, aus dem Tanzkünstler*innen und Tanzfilmer*innen Wissen, Haltung und Inspiration ziehen können. Grundlagen, von denen aktuelle künstlerische und mediale Entwicklungen den Absprung nehmen ins digitale Zeitalter.

Jurybegründung DEUTSCHER TANZPREIS 2021

 

Biografie Heide-Marie Härtel

Ehrung für herausragende künstlerische Entwicklung

URSULA BORRMANN

Jurybegründung DEUTSCHER TANZPREIS 2021

Ursula Borrmann hat in den vielen Jahren ihres unermüdlichen Schaffens außerordentliches zur Qualitätsentwicklung des klassischen Tanzes beigetragen. Tausende von Schüler*innen lernten nach ihrer Methode, Generationen von professionellen Tänzer*innen gingen durch ihre Schule. Ursula Borrmann schuf Lehrstandards für Deutschland, die aus dem tanzpädagogischen Lehrsystem nicht wegzudenken sind. Das Besondere an ihrer Arbeit ist die differenzierte Weiterentwicklung des Waganowa-Systems zu einer Methodik für den Unterricht an privaten Ballettschulen, die den Lehrenden in diesem Sektor eine Methode an die Hand gibt, ihre Schülerschaft für eine professionelle Tanzkarriere vorbereiten zu können. Die Borrmann-Methodik® hat bis heute vielen Schulen für künstlerischen Tanz geholfen eine systematische, kontinuierliche sowie verantwortungsvolle Ausbildung von den ersten vorbereitenden Übungen bis hin zu anspruchsvollen Formen des Klassischen Tanzes anzubieten und somit den Weg in einen professionellen Werdegang zu ebnen. Besonderer Wert wird – über die tänzerischen Fertigkeiten und Fähigkeiten hinaus – auf Musikalität, künstlerischen Ausdruck und auf zwischenmenschlichen Umgang gelegt. Ursula Borrmann versteht es fantastisch, mit ihrem profunden Wissen und Erfahrungsreichtum Begeisterung für die faszinierende Logik der Methodik des akademischen Tanzes zu vermitteln. Mittlerweile gibt es national wie international ein großes Netz an Lehrenden, die mithilfe der Borrmann-Methodik® erfolgreich arbeiten und damit den nächsten Generationen eine fachgerechte Entwicklung in dieser wunderbaren Kunstform ermöglichen.

 

Biografie Ursula Borrmann

Ehrung für herausragende künstlerische Entwicklung

CLAIRE CUNNINGHAM

Jurybegründung DEUTSCHER TANZPREIS 2021

Claire Cunningham nutzt und (zweck-)entfremdet ihre Krücken als Erweiterung ihres tanzenden Körpers. Ihr Stück „The Way You Look (at me) Tonight“, das sie gemeinsam mit Jess Curtis entwickelte und das zur Deutschen Tanzplattform ausgewählt wurde, beschreibt sie als soziale Skulptur und sensorische Reise für die beiden Performer*innen und das Publikum. Durch die Präsenz ihrer choreographischen Arbeit in Residenzen und Aufführungen in Deutschland, nimmt Claire Cunningham eine Vorbildrolle für die nächste Generation von Tanzschaffenden ein.
In Zeiten einer Pandemie sind behinderte Künstler*innen besonders gefährdet und ihre Mobilität und die Sichtbarkeit ihrer Arbeit noch stärker eingeschränkt als sonst. Claire Cunningham versteht ihre Kunst, die sie bewusst aus ihrer Perspektive als behinderte Künstlerin entwickelt, immer auch als Aktivismus. Ihre künstlerische Arbeit regt Debatten an über Themen wie Care, Intimität oder Disability Culture. Das Wirken von Claire Cunningham steht beispielhaft für die Arbeit weiterer Wegbereiter*innen in eine Zukunft mit körperlicher Vielfalt im Tanz und in der Gesellschaft. Diese Entwicklung, die in Deutschland dringend mehr Förderung und Wertschätzung bedarf, treibt Claire Cunningham mit beeindruckender Bühnenpräsenz, künstlerischer Konsequenz und Humor weiter voran.


Biografie Claire Cunningham

Ehrung als herausragender Interpret

ADIL LARAKI

Jurybegründung DEUTSCHER TANZPREIS 2021

Adil Laraki ist der herausragende Interpret des deutschen Rechts – zum Vorteil aller Tänzerinnen und Tänzer auf den Bühnen dieser Republik. Er selbst war Tänzer. Als ihr Fürsprecher ist er ihnen treu geblieben. Adil Laraki treibt mit seinem gewerkschaftlichen, kulturpolitischen und sozialen Engagement den Fortschritt, sprich, die Verbesserung der Rechte von Künstler*innen und allen Angestellten an deutschen Bühnen voran: mit Humor und einzigartigem Geschick. Man kann auch sagen: Ein Tänzer rettet die Stellung der Interpreten*innen an unseren Theatern. 
Adil Laraki kennen viele als den Theaterrechtler bei der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger. Hier ist er Landesverbandsvorsitzender und Beisitzer am Bühnenschiedsgericht. Studiert hat er Bühnentanz an der Hochschule für Musik und Theater Hannover, wurde ans dortige Staatstheater engagiert, danach ans Essener Ballett. Neben seinen vielen Rollen in Choreografien von Balanchine, Van Manen, Tetley, Jooss, Cullberg und Cranko begann er schon damals sich als Ensemblesprecher für die Rechte seiner Kolleg*innen einzusetzen.  Heute beschreibt er sich gern als ein „gewiefter Basarhändler“ und kümmert sich mit Charme, Vehemenz und Vorausschau seit 30 Jahren um die Verbesserung der beruflichen Situation an deutschen Bühnen.
Damit ehren wir einen aus unseren Reihen, der nicht ganz unschuldig daran ist, dass nun schon seit ein paar Jahren das alte Bühnenpatriarchat bröckelt und ein Ensemblenetzwerk wie dancersconnect entstehen konnte, damit Künstler*innen sich nicht länger als bloße Befehlsempfangende verdingen müssen, sondern dank der Beratung und Verteidigung durch Adil Laraki in die Lage versetzt worden sind, dass ihre Rechte wachsen und auch der Tanz insgesamt an den deutschen Bühnen zunehmend Bedeutung gewinnt, will heißen: dank Adil Laraki hat auch der Tanz öfter Recht und mehr Rechte. 
 

Biografie Adil Laraki

Programmheft Deutscher Tanzpreis 2021

Festschrift Preisträgerin 2021

Festschrift Tanzpreis Ehrungen 2021

Preisträger:innen vergangener Jahre

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1983-2016