POSITIONEN:TANZ#4 Zugänge schaffen – DIVERSITÄT

Eine kritische Bestandsaufnahme von Machtstrukturen im Tanz, 21.-23. Oktober 2021

Hybrides Symposium 

Das letztjährige Symposium „POSITIONEN:TANZ#3 – QUALITÄTEN“ des Dachverband Tanz Deutschland (DTD) lehrte uns vieles und vor allem eines: Die internationale Tanzszene mag divers erscheinen, braucht aber noch ein gutes Stück mehr Bewusstsein, weitere Sensibilisierung und Veränderung in Sachen Vielfalt.

Eine immanent weiße Vorherrschaft dominiert hier wie in anderen gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen. Deshalb hat der DTD entschieden, sein Leitbild und seine Strukturen weiterzuentwickeln, um Zugang, Vielfalt und Ausgewogenheit zu ermöglichen, sowohl für seine institutionelle Identität, als auch für sein öffentliches Engagement. Parallel zu vielen notwendigen Veränderungen, die durch einen kritischen Diskurs des DTD zu seinen eigenen Abläufen und internen Dynamiken schrittweise umgesetzt werden, widmet sich das Symposium unter dem Dachthema "Zugänge schaffen" ganz der Diversität. Nächstes Jahr werden wir uns mit einem weiteren dringenden Thema beschäftigen, das auch in der Tanzszene noch vernachlässigt wird: die Inklusion.

Das Symposium „POSITIONEN:TANZ#4 Zugänge schaffen – DIVERSITÄT“ wird mit einem Kurator:innenteam, bestehend aus Nora Amin (Hauptkuratorin), David Kono und Mey Seifan, bereits aus einer vielfältigen und nicht-traditionellen Perspektive konzipiert und kuratiert. Ziel ist es, Bewusstsein zu schaffen, versteckten oder missverstandenen Rassismus aufzudecken und sich mit Körperbildern sowie kulturell geprägten Ansichten über Tanz auseinanderzusetzen.

In diesem Jahr schlägt das Symposium einen Ansatz vor, der in der Schnittmenge zwischen der Darstellung der Tanzgeschichte, den Bildern und Definitionen des tanzenden Körpers sowie der Tanzpädagogik in all ihren Formen angesiedelt ist.

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Impressionen des Symposium POSITIONEN:TANZ#4 auf PACT Zollverein in Essen

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    Mit diesem Ansatz verbindet sich die Idee, jede der drei Ebenen für den Dialog mit der anderen zu öffnen. Wie werden diskriminierende Strukturen und deren Intersektionen durch die Art und Weise, wie Tanzgeschichte erzählt wird, nicht aufgebrochen, sondern im Gegenteil noch gestärkt? Auf welche Weise wird Rassismus in Bildern, Begriffen und Definitionen des Tanzkörpers normalisiert und reproduziert? Wie können wir lernen, diese diskriminierenden Wahrnehmungen in der Tanzpädagogik und in der Ausbildung zu reflektieren und nicht weiterzugeben? 

    Es ist höchste Zeit, die verschiedenen Felder zu adressieren, in denen sich Dynamiken von Diskriminierung, Ausschluss und Ungerechtigkeit gegenseitig verstärken. Und wenn diskriminierende Strukturen noch dadurch gestützt werden, dass sich die einzelnen Bereiche des Tanzbetriebs voneinander entfernen und zerstreuen, dann verstehen wir es als eine Geste des Widerstands gegen diese Strukturen, unser Wissen und unsere kreative Kritik miteinander zu teilen, um das fragmentierte Feld des Tanzes mit einem heilenden Blick zu analysieren – und zwar von einem kritischen Standpunkt aus. 
    Für die Beschäftigung mit Fragen von Zugängen und Diversität ist ein Bewusstsein notwendig –  für historisch gewachsene Hindernisse und wie sie sich gegenseitig unterstützen und durch alle Systeme der Wissensvermittlung ziehen. Tanz ist ein Teil dieser Systeme, in dem repräsentativ die Auswirkungen von Diskriminierung sowie deren Verflechtungen und Überschneidungen sichtbar werden – oder auch erst sichtbar gemacht werden müssen.

    Wir nähern uns den drei Themen intersektional. Jedes Thema berücksichtigt die anderen Themen und formuliert sie neu. Alle Themen sind innerhalb des Tagesprogramms und über die drei Tage hinweg miteinander verwoben. Wir schaffen dafür gemeinsam einen Raum, in dem freundliche und unkonventionelle Begegnungen stattfinden, die über das gemeinsame Hören von Vorträgen hinauswachsen und öffnen die Beiträge für interaktive, partizipative, kreative und performative Formate.

    „POSITIONEN:TANZ#4 Zugänge schaffen – Diversität“ zielt darauf ab, Stimmen zum Sprechen zu bringen, die im Tanzdiskurs selten gehört werden und nicht-elitäre Perspektiven zu stärken. Gleichzeitig wollen wir einen kritischen Diskurs aus der Sicht von Praktiker:innen mit ihren Erfahrungen führen. 

    Beiträge für das Symposium können sich an den folgenden Themen und Fragen orientieren:

    • Ist die Tanzgeschichte ‚westlich‘ dominiert? Wie können Narrative und Prozesse der Tanzgeschichte aussehen, die den Körper und sein Gedächtnis in ihren Fokus stellen? Wird Tanzgeschichte aus der Perspektive eines White Privilege produziert und geschrieben? Welche/Wessen Geschichten werden nicht erzählt oder bleiben im Verborgenen? Wie können alternative Geschichten aussehen, die nicht von einem akademischen Diskurs geschrieben, sondern aus der Perspektive der Praxis produziert werden? Wie untersucht man Dynamiken von Diversität und Diskriminierung, die in einem Deutschen oder Europäischen Tanzarchiv aufbewahrt und reproduziert werden, aber nicht immer unmittelbar sichtbar sind?
    • Der Tanzkörper: Wie können wir unser Wissen vom Tanzkörper und die Art und Weise, wie dieses Wissen weitergegeben wird, dekolonisieren? Und wie steht es mit unserem Wissen über physische Fähigkeiten und ‚Befähigung‘? Wie können wir unser Denken über den Tanz und unser Verständnis davon, wie man tanzen sollte, dekolonisieren? Welche Rolle spielen in diesem Kontext Kategorien wie kulturell geprägte Tänze, Folklore, Zeitgenössischer Tanz, Street/Urban Dance, Gesellschaftstanz? Wie werden diese künstlerischen Formen diskriminiert, und mit ihnen der tanzende Körper, der sie produziert? Wie adressieren wir Fragen von Sichtbarkeit und Repräsentation? An welchen Stellen hat die Pandemie Diskriminierungen verschärft und gleichzeitig Bewegung sowie das Gefühl für die Räume, in denen wir uns bewegen eingeschränkt und damit auch Emotionalität, Empathie und Kompetenzen für Zusammengehörigkeit verringert? 
    • Innovative Ideen und Zugänge zur Frage wie Tanzausbildung und -pädagogik dekolonisiert werden können sind gefragt. Was meint in diesem Kontext (Aus)Bildung im Tanz überhaupt? Wie sehen Praktiken und Institutionen des Wissensaustauschs und -transfers jenseits von Hierarchie, Rassismus und Spaltung aus? Wie können die Tanzausbildung und speziell Tanz für Kinder neu gedacht werden? Wie können experimentelle und künstlerische Erfahrungen mit Tanz- und Körpergedächtnissen in die Weitergabe von Wissen über Tanzgeschichte integriert werden? Welches Potential besteht darin, Prozesse des Lernens und des Austauschs zu dezentralisieren? An welcher Zukunft wollen wir arbeiten und wie brechen wir dafür die Dynamiken von Diskriminierung und strukturellen Ausschlüssen auf?

     

  • Kurator:innen

    Kurator:innen

     

    Nora Amin  (Hauptkuratorin)
    Performerin, Choreografin, Autorin, Theaterregisseurin und Wissenschaftlerin, Forscherin und Dozentin.

    Nora Armin ist Stipendiatin des Zentrums für Theater der Unterdrückten (Brasilien, 2003) sowie Gründerin der Lamusica Independent Theatre Group (Ägypten, 2000), in der sie 40 Aufführungen von Tanz, Theater und Musik choreografierte, inszenierte und produzierte. Zudem gründete sie das landesweite ägyptische Projekt für Theater der Unterdrückten und seines arabischen Netzwerks im Libanon, Sudan und Marokko. Sie ist Stipendiatin der Akademie der Künste der Welt (Köln, 2015), Stipendiatin des Internationalen Forschungszentrums „Interweaving Performance Cultures“ (FU, 2015-2016), Valeska-Gert-Gastprofessorin für Tanzwissenschaften (FU, 2018), Gastdozentin am Zentrum für Zeitgenössischen Tanz, der Hochschule für Musik und Tanz (Köln, 2020), Workshop-Leiterin an der Tanzfabrik Berlin (2019-2021), an der Berlin Mondiale (Wasserwerk-Programm, 2020-2021) und Mentorin am PAP (Performing Arts Programm / LAFT Berlin) sowie am flausen+ Bundesnetzwerk-Programm. Ihr jüngstes Buch ist „Tanz der Verfolgten“, eine feministische Perspektive auf die Geschichte des Baladi-Tanzes in Ägypten, die Kolonialität mit Patriarchat und Kapitalismus verbindet und von MSB Matthes & Seitz, 2021, veröffentlicht wurde.

     

    David Kono
    Schauspieler, Performer, Tänzer – Dortmund, Deutschland
    Teilnehmer Internationales Forum 2019
    David Guy Kono wurde in Douala geboren. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung zum Schauspieler, Tänzer und Marionettenspieler im Jahr 2005 wurde Kono 2009 als bester Schauspieler im Rahmen des Festivals Théâtrallemand Vôtre ausgezeichnet. Mit kainkollektiv aus Bochum arbeitete Kono in Stücken wie „Fin de Mission“, das den kolonialen Spuren Europas nachging. Kono entwickelte 2015 die Performance „no title“ im Rahmen des Programms „The Incantation of the Disquieting Muse“ des SAVVY Contemporary in Berlin, die sich mit verschiedenen Perspektiven auf den Körper und die Unsichtbarmachung der Seele beschäftigte. 2017 konzipierte Kono im Rahmen des Musrara Mix Festivals in Jerusalem die Performance „Lah Kâm“, die das Spannungsverhältnis zwischen einem Innen und einem Außen thematisierte. Im Rahmen des Theaterfestivals FAVORITEN in Dortmund entwickelte Kono in Kooperation mit Antoine Effroy die Performance „tchâ. sol. Boden“, in der er der historischen Parallelität von Reichtum und Ausbeutung nachging. 2018 wurde David Guy Kono mit dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler ausgezeichnet.

     

    Mey Seifan
    Choreographin, Dozentin, Kulturmanagerin und Aktivistin

    Die syrische Choreographin und Performerin beschäftigt sich seit einigen Jahren mit den Möglichkeiten, Proteste physisch auszudrücken – Körper und Protest in einen Dialog treten zu lassen. Sie erforscht die bewusste und unbewusste Ebene sowie den möglichen Raum dazwischen. 2011 rief sie das „Syrian Dreams Projekt“ ins Leben, in dem sie Träume syrischer Bürger aus der Revolutionszeit archiviert. Seitdem basieren ihre Projekte auf diesem Archiv und den Fragen, die sich daran anschließen. Mey Seifan entwickelte ein Performance-Konzept, das auf Feldstudien und akademisch-künstlerischen Studien zu den Themen „Traum, Luzides Träumen und Traum nach Traumata“ basiert. Dieses setzte sie in ihrer Trilogie „Zerstörung für Anfänger“ sowie in die Installation und Performance „Siesta“ um.

    Mey Seifan absolvierte nach langjähriger Ballettausbildung in Damaskus ein Tanzstudium an der Frankfurter Hochschule für Darstellende Kunst. Danach arbeitete sie sowohl in Deutschland als auch in Syrien, wo sie die Company Tanween gründete und die „Damascus Contemporary Dance Platform“ am Opernhaus Damaskus ins Leben rief. Danach studierte sie Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Neben ihren choreographischen und pädagogischen Tätigkeiten sammelte sie auch langjährige Erfahrung im Kulturmanagement und leitete einige internationale Projekte, unter anderem am Goethe-Institut Damaskus. Zudem arbeitet sie als Dozentin und Beraterin und war Mitglied mehrerer Jurys für Theater und Tanzprojekte in den arabischen Ländern. Mey Seifan ist politisch und feministisch aktiv. Sie ist Geschäftsführerin des NESWA. e.V., den sie 2018 mitgründete. 
    Seit 2011 lebt sie wieder in Deutschland.

    Anmeldung zum Live-Zoom des Symposiums

  • Künstler:innen & Impulsgeber:innen

    Künstler:innen & Impulsgeber:innen

    Ziad Adwan
    Ziads Arbeit umfasst das Schreiben und die Regie von textbasiertem Theater, Choreographie, Gemeinschaftstheater, akademisches Engagement. Ziad wurde an der Royal Academy of Dramatic Art RADA) ausgebildet und machte anschließend einen PhD in Theaterwissenschaften am Royal Holloway in London; seine Dissertation befasste sich mit "Fehlern und dem Machen von Fehler in kulturellen Repräsentationen". Ziad unterrichtete am Higher Institute of Dramatic Arts in Damasucs. Derzeit lebt er in Deutschland und leitet Theaterregien und verschiedene Workshops. Er ist Mitglied des ERC-Projekts: Entwicklung des Theaters an der LMU München.

     

    Joy Alpuerto Ritter 

    Joys Wurzeln liegen in den Philippinen - sie wurde in den USA geboren und wuchs in Deutschland auf. Sie schloss ihre Ausbildung an der Palucca-Schule in Dresden ab und lernte den philippinischen Volkstanz von ihrer Mutter. Sie arbeitete mit Kompanien/Choreografen wie Akram Khan, Cirque du soleil, Wangramirez, Christoph Winkler, Constanza Macras, Yui Kawaguchi und Heike Hennig. Ihr Tanz erstreckt sich über eine Vielzahl von Stilen von Urban Dance, Voguing, Folk bis hin zu Zeitgenössischem Tanz. Seit 2016 findet sie als Choreografin internationale Resonanz und ist eine der Aerowaves Artists 2020.

     

    Grichka Caruge

    ist Tänzer und Choreograf, mit Fokus auf den Tanzstil Krump. Grichka nahm an zahlreichen Solo- und Teamkämpfen teil, darunter zweimal mit dem Gewinn der EBS Krump Weltmeisterschaft.
    Er war 2007 Mitbegründer von RAF CREW, wo er 2009 die HIP HOP Weltmeisterschaften und 2010 die Co-Choreografie "RAF city'z" gewann. Er gründete 2009 auch das Kollektiv "Madrootz", das viele französische Pioniere der Krump-Bewegung, aber auch internationale Führer zusammenbringt.
    Seit 2013 ist er künstlerischer Leiter des International Illest Battle, einem internationalen Krump-Treffen, dessen 9. Ausgabe im Mai 2022 in La Villette stattfinden wird. 2017 war er Co-Choreograf des Kurzfilms Les Indes Galantes von Clément Cogitore.
    Er unterrichtet Krump und Hip Hop seit 2007 international und beschloss 2019, seine künstlerische Vision von Krump in einem krump choreografierten Stück, Birth, und auch A human race in 2021 zum Thema Rassismus anzubieten.

     

    Canan Erek

    ist eine in Berlin lebende, deutsch-türkische Tänzerin, Choreografin und Kuratorin. Sie arbeitet nun seit 25 Jahre als freischaffende Künstlerin und realisierte zahlreiche Projekte im Tanzbereich. 
    Seit 2016 ist sie die Initiatorin und künstlerische Leiterin von „PURPLE – Internationales Tanzfestival für junges Publikum“ welches jährlich im Januar in Berlin stattfindet. Ab 2022 ist sie die Kuratorin des internationalen Tanzfestivals „Tanz!Heilbronn“.
    www.cananerek.de

     

    Bahar Gökten

    ist Tanzkünstlerin. Ausgehend von ihrem Fundament in urbanen Tanzstilen, erschließt sie Bewegung aus einer Vielzahl von Ansätzen. Ihre prozessorientierte Schaffensphilosophie ist geprägt von einer genreübergreifenden Neugier und der Kraft der Improvisation. Dabei sind Nachwuchsförderung und die Erforschung choreografischer Methoden essenziell. Ihr 2012 gegründetes Kollektiv nutrospektif steht für die Sichtbarkeit urbaner Tanzstile im Bühnenkontext und gehört seit 2020 zu den Factory Artists am tanzhaus nrw. Aktuell ist Bahar Artist in Residence am Rautenstrauch-Joest-Museum Köln.

     

    Adham Hafez 

    Der Theoretiker, Künstler und Kurator Adham Hafez schreibt über zeitgenössische Kunstgeschichte außerhalb westlicher Paradigmen, über choreografische Systeme, Klimawandel und postkoloniale Hinterlassenschaften. Als Künstler arbeitet er mit Installationen, Choreografien und Sound. Adham Hafez ist derzeit Doktorand am Fachbereich für Performance Studies der New York University und hat drei Master-Abschlüsse: einen in Politikwissenschaft und experimenteller Kunst, einen zweiten in Choreografie und einen dritten in Philosophie. Adham Hafez gründete die erste ägyptische Forschungsplattform für Performance-Studien und Choreografie mit dem Namen HaRaKa (Bewegung, auf Arabisch). Er ist derzeit Teil des Redaktionskollektivs von Cairography Publication (Brüssel) und Natya Publication (Montreal) sowie Global Fellow der Middle East Studies Academy.

    www.adhamhafez.co

    www.wizara.io


    Christine Henniger

    Leiterin der Mediathek für Tanz und Theater am ITI Deutschland. Sie koordiniert den ITI-Forschungsbereich Archiv und Praxis, der sich mit den theoretischen und praktischen Verflechtungen der Darstellenden Künste in Archivprozessen befasst, einschließlich Fragen des internationalen und transnationalen Bezugs innerhalb der Erbe-Diskussion, Fragen der Digitalisierung und Konservierung, der Kanonisierung und Kuratierung. Derzeitige Projekte sind u.a.: Archiv der freien darstellenden Künste, Konzeptphase TanzArchiv Berlin, DFG-Projekt „Mediatheken der darstellenden Künste digital vernetzen“.

    www.tanzraumberlin.de/runder-tisch-tanz/tanzarchiv-berlin/

     

    Raphael Moussa Hillebrand

    Geboren in Hong Kong, verwurzelt in Deutschland und Westafrika, aufgewachsen in Berlin und ausgebildet durch Hip-Hop: Der Choreograph Raphael Moussa Hillebrand nutzt seinen Background, um seine Visionen des Hip-Hop Tanztheater zu verwirklichen. 
    Durch das Arbeiten auf internationaler Ebene, mit Laien wie mit professionellen Tänzer*innen, greift er seinen Instinkt für gesellschaftspolitische Themen und kulturelle Identitäten auf und überträgt diese in seine choreografischen Arbeiten des Hip-Hop Tanztheaters.
    Als Ideengeber und Gründungsmitglied der weltweit ersten Hip-Hop Partei: Die Urbane. Eine Hip-Hop Partei, setzt er sich u.a. für Dekolonialisierung sowie Empowerment und kulturelle Vielfalt ein. 
    Anlässlich des Deutschen Tanzpreises im Oktober 2020 erhält er eine besondere Ehrung für herausragende Entwicklung im Tanz.

     

    Kirsten Maar 

    arbeitet als Tanzwissenschaftlerin und Dramaturgin. Seit 2018 ist sie Juniorprofessorin am Fachbereich Tanz der Freien Universität Berlin. Von 2007-2014 war sie Mitglied des DFG-Sonderforschungsbereichs "Ästhetische Erfahrung und die Auflösung künstlerischer Grenzen". Ihre Forschungsgebiete sind die Schnittstellen zwischen bildender Kunst, Architektur und Choreografie seit den 1960er Jahren, soziale Choreografien, Ethik des Kuratierens, Gender und Ethnizität und Klassenfragen in den Künsten, Scoring-Praktiken und Komposition. Sie ist Mitherausgeberin von Assign and Arrange. Methodologies of Presentation in Art and Dance (Sternberg 2014) und 2019 veröffentlichte sie Entwürfe und Gefüge. William Forsythes choreographische Installationen in ihren architektonischen Konstellationen (Transkript).

     

    Nancy Naous

    Die Choreografin und Performerin Nancy Naous wurde in Beirut als Tochter einer palästinensischen Mutter und einem libanesischen Vater geboren. Sie studierte Theater und Tanz in Beirut und Paris, wo sie die Kompanie 4120.CORPS gründete, 4120 ist die Anzahl der Kilometer, die Beirut und Paris voneinander trennen. Nancys Arbeit ist zwischen Tanz und Theater angesiedelt und speist sich aus dem Erbe, Ritualen, Gesten und der Dynamik arabischer Gesellschaften. Ihre jüngste Kreation,Turning point (Dancers?), eine Reflexion über die Wahrnehmungen, die Tänzer in arabischen Ländern kristallisieren, tourt weiterhin international.

    www.4120pointcorps.com

     

    Qudus Onikeku

    ist ein Bewegungskünstler und Inbegriff von Diversität. Er lebt und arbeitet in Lagos NG und Gainesville, USA. Im Laufe des Jahrzehnts hat er sich als einer der herausragenden Multitalente etabliert und arbeitet heute mit verschiedenen Medien: Performance, Forschung, Installation, Kuratierung und Community-Organisation. Er ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter des QDance Center Lagos. Seine Tanzarbeiten befinden sich in der ständigen Sammlung der National Gallery of Canada und er war Gastprofessor für Tanz an der University of California Davis und dem Columbia College Chicago. Qudus ist derzeit der erste "Maker in Residence" am Center for Arts, Migration and Entrepreneurship der University of Florida - 2019-2022. 

     

    Livia Patrizi 

    erhielt ihre tänzerische Ausbildung u.a. an der Folkwang Universität in Essen. Es folgten Engagements bei Mats Ek, Pina Bausch und Maguy Marin u.a. Seit 1994 arbeitet sie auch als freie Choreografin. Sie ist Initiatorin des Programms TanzZeit und die künstlerische Leiterin von TANZKOMPLIZEN, das Tanz für junges Publikum produziert. Bis Anfang 2019 leitete sie das Forschungs- und Materialentwicklungsprojekt „Kunstlabor Tanz“, aus welchem das digitale Praxistool Calypso hervorgegangen ist. Das Kunstlabor Tanz ist Partner des Zertifikatskurses „Künstlerische Interventionen in der Kulturellen Bildung“ am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim.

    www.tanzzeit-berlin.de
    www.tanzkomplizen.de

     

    Neda Pouryekta

    ist derzeit Projektleiterin für Urban Relations bei PACT Zollverein. Bevor sie zu PACT kam, arbeitete sie 7 Jahre im Bereich der deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Ihre internationale Arbeitserfahrung basiert auf Projekten in der MENA-Region, Ostafrika und Südosteuropa mit den Schwerpunkten Stärkung zivilgesellschaftlicher Gesellschaften, Friedenserziehung und interkulturellem Austausch. Sie lebte im Iran, Jemen und Irak und hat einen Masterabschluss in Orientalistik/Islamwissenschaft und Soziologie der Ruhr-Universität Bochum.

     

    Rajyashree Ramesh

    in Pune geboren, in Mumbai, Bangalore aufgewachsen, seit 1977 in Berlin lebend, ist Tänzerin und Bewegungsforscherin. Neben Schule und Studium (Bachelor of Science) mehrjährige Ausbildung zur Solotänzerin (Bharatanatyam, Kuchipudi) mit  staatlichem Abschluss (1972). In Berlin Gründung der Academy for Performing Arts (1993), des Rasika Dance Ensembles zur Förderung des tänzerischen Nachwuchses (1996). Seitdem Konzeption kultur-/ genreübergreifender Bühnenproduktionen, internationale Lecture-Performances, Workshops und Artikel. Nach Ausbildung zum Certified Laban Movement Analyst (2008) Promotion an der Europa-Universität Viadrina (2019). Zurzeit Aufbau eines Tanz-Bewegungsstudiums (“Bharatha-to-Bartenieff”) an der Global Music Academy Berlin.

     

    Laia Ribera Cañénguez 

    ist eine in Berlin lebende salvadorianische Künstlerin, die sich in ihrer künstlerischen Arbeit zwischen dokumentarischem Objekttheater, Performance und Visual Theatre bewegt. Sie arbeitet als Performerin, Regisseurin und Theaterpädagogin sowohl in eigenen Produktionen, wie auch in Kollaboration mit Gruppen und Theater wie She She Pop, Ballhaus Naunynstrasse, usw. Sie hat Physical Theatre in Barcelona und einen Master in Theaterpädagogik an der UdK Berlin abgeschlossen. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich vor allem mit feministischen, postkolonialen und queeren Perspektiven. 

    www.laiarica.com

     

    Henrike Kollmar 

    arbeitet seit 2017 im nrw landesbuero tanz als Kompetenzzentrum für die freie Tanzszene in Nordrhein-Westfalen. Ihr Schwerpunkt liegt in der Entwicklung von Tanzprojekten im Kontext Kultureller Bildung und der Etablierung von Tanzvermittlung in vielfältigen Feldern. Davor arbeitete sie als Dramaturgin am tanzhaus nrw in Düsseldorf, kuratierte Festivals, initiierte Vermittlungskonzepte und begleitete Choreograf:innen in ihrem künstlerischen Prozess. 

     

    MEET THE ARTISTS - Social Media Kampagne

  • Videomitschnitte und Dokumentation 2021

    Videomitschnitte und Dokumentation 2021

     

    Die DOKUMENTATION DES SYMPOSIUMS (in englischer Sprache) zum Download.

     

    Alle Mitschnitte der Zoom-Session des Symposium vom 21. bis 23. Oktober finden Sie zum
    Nachschauen auf unserem Youtube-Kanal.

     

    DONNERSTAG, 21. OKTOBER 2021
    Eröffnungsrede mit Michael Freundt, Dachverband Tanz Deutschland und Muchtar Al Ghusain, Stadt Essen

    Perspektivenwechsel, Keynote von Rajyashree Ramesh (Indien/Deutschland)

    Community-Statements zu Tanz, Video von Nora Amin (Hauptkuratorin) und Neda Pouryekta (PACT Zollverein)

    Historytelling/Dancing Body, Koch-Performance von Mey Seifan (Syrien/Deutschland)


    FREITAG, 22. OKTOBER 2021

    Dancing Body, Laia Ribera Cañénguez (El Salvador)

    Teaching the 'Other' / Tanzpädagogik, Ziad Adwan (Syrien) und André Takou Saa (Kamerun)

    Strategien zur Bekämpfung der ungleichen Behandlung nicht-westlicher Tanzformen, Präsentation von Qudus Onikeku (Nigeria)

    Was ist los mit der Ausbildung im Tanz? Von transdiziplinärer künstlerischer Forschung und alternativen künstlerischen Ansätzen zurück zu Universität und Kunstschule? Kirsten Maar, Freie Universität Berlin - das SKRIPT wird in Kürze zum Download bereitgestellt.

    "Against Recognition" und die Dekolonisierung der Tanzpraxis Testimonials der Künstler:innen Adham Hafez (Ägypten/USA), Raphael Moussa Hillebrand (Deutschland) und Nancy Naous (Libanon)

     

    SAMSTAG, 23. Oktober 2021

    Dancing Body – Hirarchie der Formen? Tanz-Tabus? Normalität? Rassismus? David Kono, Joy Alpuerto Ritter (Deutschland/USA), Grichka Caruge (Frankreich/USA) und Bahar Gökten (Deutschland/Türkei)

    Storytelling in Bildung und Tanzvermittlung: vom Persönlichen/Individuellen zum Kollektiven Institutionellen, Livia Patrizi (Deutschland/Italien)

    Archiving a discriminatory history of dance? Wie erreicht man ein vielfältiges Publikum für den Tanz? Christine Henninger TanzArchiv und Canan Erek (Tänzerin, Choreographin, Kuratorin, Festivaldirektorin)

    Constructing action plans and future projects

     

  • Dokumentation der Symposien 2018 – 2020

    Dokumentation der Symposien 2018 – 2020

    Seit 2018 lädt der DTD nach Essen zum Symposium POSITIONEN: TANZ ein, jeweils im Rahmen der Verleihung des deutschen Tanzpreises. 

    Mit den Symposien setzen wir aktuelle Themen der Tanzszene ins Zentrum, geben Raum für Perspektiven und Positionen. Tanzschaffende ergreifen das Wort, um über ihre Arbeitssituation, über künstlerische und kulturpolitische Ziele zu diskutieren, aus denen Forderungen und Arbeitsaufgaben erarbeitet werden. Für den Dachverband sind die Symposien ein wichtiges zentrales Forum, um als kompetenter Partner für die Tanzszene die kulturpolitische Agenda zu schärfen. 

    Drei Editionen von POSITIONEN: TANZ wurden bis jetzt realisiert: #1 Zukunft des Tanzes, #2 Ethik im Tanz, #3 Bedingungen im Tanz.

    Dokumentation der Symposien 2018 – 2020