Im ausverkauften Aalto-Theater feierten Publikum und Tanzszene eine inklusive Tanz-Gala. Übertragung in deutsche Gebärdensprache und Live-Audiodeskription begleiteten die Veranstaltung.
Im Rahmen einer feierlichen Tanz-Gala hat der Dachverband Tanz Deutschland am 14. Oktober 2023 den Deutschen Tanzpreis 2023 verliehen – die renommierteste Auszeichnung für den Tanz in Deutschland.
Jubel und großer Applaus begleiteten die Ehrung für die sehbehinderte Performerin Sophia Neises wie auch die Ehrung für das Lebenswerk, welche dem Tanzpädagogen Peter Appel zuteilwurde. Standing Ovations schließlich für Malou Airaudo, Josephine Ann Endicott, Lutz Förster und Dominique Mercy, ausgezeichnet mit dem Deutschen Tanzpreis 2023.
Die Preisverleihung war zugleich ein Abend, der die Vielfalt und emotionale Kraft des Tanzes präsentierte, begleitet von WDR-Moderatorin Siham El-Maimouni.
Zu den Höhepunkten des Abends gehörten u. a. die Eröffnung durch die Staatliche Ballettschule Berlin mit „Better, Faster, Stronger, die Stücke „Paganini“ und „White Darkness“ des Balletts der Semperoper Dresden sowie „Wandering Mind“ des Folkwang Tanzstudios. Das Aalto Ballett bereicherte den Abend auf heimischer Bühne mit „Mutual Comfort“. Das Tanztheater Wuppertal begeisterte das Publikum mit seinen Tänzer*innen mit Ausschnitten von Werken von Pina Bausch – „Vollmond“ und „Kontakthof“. In „Kontakthof“ tanzte die Preisträgerin Josephine Ann Endicott als Überraschungsgast. „... como el musguito en la piedra, ay si, si, si ...“ wurde vom Folkwang Tanzstudio und Gästen getanzt. Berührend war das Solo „The Man I Love“ von Preisträger Lutz Förster.
Claudia Roth, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, begrüßte per Videobotschaft und hob die Bedeutung des Deutschen Tanzpreises hervor. „Der Deutsche Tanzpreis zeigt zu seinem 40. Jubiläum einmal mehr, wie eng Kunst und Reflexion gesellschaftlicher Themen im Tanz verbunden sind – exemplarisch in der Würdigung von Malou Airaudo, von Josephine Ann Endicott, von Dominique Mercy und von Lutz Förster. Mit der Ehrung für Sophia Neises erfährt die Arbeit für künstlerische Vielfalt jenseits normativer Körperbilder, für Inklusion und Zugänglichkeit eine sehr verdiente Würdigung. Für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen muss sich in unserer Gesellschaft noch viel bewegen. (…) Mit der Ehrung des Lebenswerks Peter Appels wird höchste Qualität in der Ausbildung ausgezeichnet. (…) Damit Tanz für möglichst viele Menschen erfahrbar wird, braucht es starke kulturpolitische Unterstützung auf allen Ebenen.“
Die Laudatorinnen fanden berührende Worte für die Preisträger*innen und die Geehrten.
Sabrina Sadowska, Ballettdirektorin der Städtischen Theater Chemnitz, betonte, dass bei Peter Appel „(…) immer der Mensch im Mittelpunkt steht.“ Peter Appel sei seiner Zeit einen großen Schritt voraus gewesen und der Dialog mit seinen Schülerinnen und Schülern für ihn essenziell.
Die Tanzwissenschaftlerin Dr. Nina Mühlemann würdigte Sophia Neises und zeigte sich beeindruckt von „(…) ihrer strahlenden Energie, ihrer Stärke und vor allen Dingen von ihrer spielerischen Kreativität (…)“. Sie sei eine Person, die unermüdlich daran arbeite, Möglichkeiten im Tanz für behinderte Personen zu schaffen. Ihre Leidenschaft für Barrierefreiheit zeichne Sie auch in ihrer künstlerischen Ausdrucksweise aus.
Schauspielerin Mechthild Großmann – die mit jeder/jedem der vier Preisträger*innen bei Pina Bausch selbst auf der Bühne gestanden hat – fand sehr persönliche und humorvolle Worte für die Preisträger*innen des Deutschen Tanzpreises 2023 Malou Airaudo, Josephine Ann Endicott, Lutz Förster und Dominique Mercy.
Das Schönste für sie sei, dass alle vier Preisträger*innen so unterschiedlich sind und jede*r eine ganz eigene Kraft, einen anderen Humor und ganz eigene Sensibilität habe. Die Bedeutung, die Pina Bausch für die vier Preisträger*innen, und für sie persönlich hat, fasste sie mit den Worten zusammen: „Wie viel Glück ihr hattet, so viel Glück, zu der Zeit Tänzerinnen und Tänzer zu werden und Pina Bausch zu begegnen, als sie ihre großen Choreografien machte. Sie, die jedem von euch die Möglichkeit gegeben hat, so großartig zu werden. Sie hat uns allen ein sehr besonderes Leben geschenkt.“
Ergänzt wurden die Tanz-Gala durch den Kultursalon, der am 13. Oktober auf PACT Zollverein stattfand, und durch das Barcamp „POSITIONEN: TANZ # 6 FORDERUNGEN“. Besonderes Highlight des Kultursalons war die Aufführung „Der zweite Frühling“ in der Wiedereinstudierung von Josephine Ann Endicott.