Deutscher Tanzpreis 2023

Malou Airaudo

Lutz Förster

Jo Ann Endicott

Dominique Mercy

Jurybegründung

Der Deutsche Tanzpreis 2023 geht an vier herausragende Tänzer*innen und Protagonist*innen des Tanztheaters:

Malou Airaudo, Josephine Ann Endicott, Lutz Förster und Dominique Mercy

Von den ersten Jahren an prägten sie die Arbeit von Pina Bausch und des Tanztheaters Wuppertal kraft ihrer Persönlichkeit und ihres bedingungslosen Mitwirkens an einer Tanzästhetik, die mit bestehenden Konventionen brach und ein neues Denken im und durch den Tanz hervorbrachte. Allen anfänglichen Anfeindungen gegenüber der neuen, theatralen Tanzsprache zum Trotz trugen sie mit der Eindringlichkeit und Wahrhaftigkeit ihrer Körper-Erzählungen wesentlich zum Weltruhm des Tanztheater Wuppertal bei und zum Einfluss, den es auf die gesamte internationale Kunstwelt ausübte. 

Sie übernahmen Leitungsfunktionen im Ensemble, gaben und geben bis heute ihr unschätzbares Wissen an nächste Tänzer*innen-Generationen weiter. In rund 50 Jahren erworbenes „immaterielles Kulturerbe“ des modernen Tanzes und Tanztheaters ist in ihr Körper-Gedächtnis eingeschrieben. 

Bis heute sind sie als Tänzer*innen, Dozent*innen, Choreograf*innen, Repetitor*innen, Lecturer und Performer*innen tätig und international gefragt. Jede und jeden zeichnet eine einzigartige Persönlichkeit und hohe Professionalität aus. Von Wuppertal aus entfalteten alle Vier ihre Strahlkraft in die Welt hinein und sind nach wie vor gefragte Tanzpersönlichkeiten.

Der Deutsche Tanzpreis 2023 ehrt ihre Lebensleistung und ihr bis heute unermüdliches, individuelles Engagement für den Tanz. 

 

Die Biografien der Preisträger*innen finden Sie im Pressebereich.

Peter Appel - EHRUNG FÜR DAS LEBENSWERK

Jurybegründung

Das künstlerische und pädagogische Wirken von Peter Appel (geb. 1933) hat in besonderer Weise die Ballett- und Tanzszene in Deutschland beeinflusst, und wirkt bis heute auf Ausbildung und künstlerische Arbeit im Tanz. 
Peter Appels Tanzlaufbahn führte von Haarlem über Paris und Amsterdam nach Basel, wo er zwischen 1962-1964 erstmals neben seiner Tätigkeit als Solist auch die Aufgaben des Ballettmeisters übernahm. Seitdem wirkte er als Pädagoge und Ballettmeister in Hamburg, Köln, Düsseldorf und Zürich und als willkommener Gastpädagoge in München, Hannover, Wien u. a.
Die Begegnungen am Anfang seiner Laufbahn mit Olga Preobrajenska, Victor Gsovsky, Mathilde Kschessinskaja und Lubov Egorova formten sein pädagogisches Wirken. Seine Arbeit mit George Balanchine und sein Engagement als Trainings- und Ballettmeister mit den Ensembles von Wazlav Orlikovsky, John Neumeier und Heinz Spoerli boten ihm Entfaltungsmöglichkeiten, um die Tänzerinnen und Tänzer in ihrem täglichen Training fordernd zu unterstützen.
1966-1976 war Appel künstlerischer Leiter des Instituts für Bühnentanz in Köln, 1966-1971 Solist und Ballettmeister, zeitweise Ballettdirektor am Opernhaus Köln und Gründungsmitglied des Kölner Tanzforums. Gemeinsam mit John Neumeier gründete er 1978 die Ballettschule der Hamburgischen Staatsoper.
Seine Arbeitsweise war präzise, minutiös, inspirierend – sowohl die solistische Arbeit als auch die Art mit dem Ensemble zu proben. Er hat das Ideal der Choreografie schnell erfasst und beherrscht. Dem Ensemble die Kompositionen zu vermitteln, war ihm stets ein wichtiges Anliegen.
Sein Wissen und sein Einfühlungsvermögen in die Werke der jeweiligen Choreograf*innen, sein Einsatz und sein Humor haben namhafte Choreograf*innen begleitet und Generationen von Tänzer*innen nachdrücklich geformt und inspiriert. 
Seine lebenslange Hingabe für den Tanz und sein pädagogisches Talent werden von der Jury mit einer EHRUNG FÜR DAS LEBENSWERK ausgezeichnet.

Die Biografie von Peter Appel finden Sie im Pressebereich.

Sophia Neises – EHRUNG FÜR HERAUSRAGENDE ENTWICKLUNGEN IM TANZ

Jurybegründung

Sophia Neises ist Choreografin, Dramaturgin, Performerin und Tanzpädagogin. Seit 2015 entwickelt sie verschiedene Formen der Performance im Tanz. Dabei gelingt es ihr, als Tanzpädagogin, Workshopleiterin und Dramaturgin die Notwendigkeit des Handelns zum Abbau von Barrieren zu vermitteln, und die kritische Wahrnehmung der stigmatisierten Rolle von behinderten Menschen sowohl auf der Bühne als auch im Alltag zu schärfen. 

Als Performerin identifiziert Sie sich als Künstlerin mit Sehbehinderung. Nicht zuletzt diese Selbstbezeichnung lässt sie in ihrer performativen Praxis mit den Grenzen interagieren, auf die sie aufgrund der Verhältnisse, die Behinderung definieren, stößt. Aus der Interaktion entstehen neue, lustvolle Beziehungen zwischen der Künstlerin und ihrem Publikum. 

In ihrer Arbeit mit behinderten und nicht behinderten Menschen setzt sie verschiedene Techniken und Taktiken auf der Bühne ein. Sie entdeckt zusammen mit anderen Künstler*innen in gegenseitigem Austausch und Voneinander-Lernen neue Fähigkeiten und entwickelt zeitgenössische Formen des künstlerischen Ausdrucks.
Durch ihre unkonventionellen Strategien fordert sie das Publikum dazu auf, den eigenen Umgang mit Behinderung aktiv zu überprüfen und dabei innovative Ansätze einzubeziehen und anzuwenden. Vorherrschende Konzepte und Kriterien von Körper, Raum und Zeit werden hinterfragt und erweitert. Das ermöglicht nicht nur neue ästhetische Ansätze in Tanz und Performance, sondern in der heutigen Kultur und Gesellschaft als Ganzem.

Die Ehrung von Sophia Neises für ihre herausragende Entwicklung im Tanz soll auch die Bedeutung neuer Zugänge und Handlungsmöglichkeiten in den verschiedenen Bereichen des zeitgenössischen Tanzes unterstreichen, der etwa mit mixed-abled Ensembles, Audiodeskriptionen, haptischen Einführungen, Relaxed Performances und der Verbesserung des Zugangs zu den Künsten außerhalb normativer Maßstäbe und Prozesse zu einer selbstbewussten Entfaltung eines diversen Kulturbegriffs beiträgt.

 

Die Biografie von Sophia Neises finden Sie im Pressebereich.

Preisträger:innen vergangener Jahre

2023

2022

2021

2020

2019

2018

1983-2016